Gartenkunst oder Wege nach Eden

Gartenkunst

Gartenkunst geht über die Nutzbarmachung von Land hinaus zur ästhetischen Gestaltung - sie ist die Verbindung von gärtnerischer Arbeit und künstlerischer Kreativität


Sonntag, 1. März 2015

Kehlener Gartengespräche No. 1

Am Samstag, den 28.02., lud die Gartengestalterin Gerlinde Sachs zum ersten Mal zu dem "Mini-Workshop" unter dem Titel "Kehlener Gartengespräche" in ihren privaten Garten in Meckenbeuren ein. Meckenbeuren liegt im Bodenseegebiet zwischen Tettnang und Friedrichshafen. Da im Allgäu am Freitag ausgiebiger Schneefall die ersten Schneeglöckchen und an manchen Stellen sichtbaren grünen Flecken wieder völlig zugedeckt hat ein willkommener Anlass, dem Winter für ein paar Stunden zu entfliehen. Erst kurz vor Tettnang wechselte das Bild von bis dorthin vorwiegend geschlossener Schneedecke zu einem frühlingshaften Eindruck.
Auch in Meckenbeuren hatte es am Vortag noch einmal geschneit, davon war aber bis Mittag bei angenehmen Sonnenschein nichts mehr zu sehen.
Statt dessen gab es in dem gut eingewachsenen Staudengarten der Gartenplanerin blühende Schneeglöckchen, Märzenbecher, vereinzelte Krokusse und voll erblühte Helleborus zu sehen. 

 © Barbara Ehlert 2015 

Auf dieser Fläche (oberes Bild links)  ist im Sommer kein Boden mehr zu sehen, hier wachsen vorwiegend Hosta, Herbstzeitlose (unten rechts am Bildrand die ersten Austriebe von Colchicum), Elfenblumen und Farne.

© Barbara Ehlert 2015 

Die Blätter von Galanthus woronowii ähneln denen der Märzenbecher © Barbara Ehlert 2015 


© Barbara Ehlert 2015 

 Helleborus mit vorjährigen Blättern, die bei der unteren Pflanzen ganz nach außen liegen

© Barbara Ehlert 2015 

Aber wir waren ja nicht nur gekommen, um uns an den Pflanzen zu erfreuen, sondern um Tipps für die Gartenpflege im Vorfrühling zu bekommen und uns über unsere Erfahrungen auszutauschen.
Zunächst präsentierte Gerlinde uns ein kleines Wunderwerkzeug:  Eine japanische Staudensichel - handlich, preiswert, effektiv und sehr scharf. Da ich mit ihrer letzten Empfehlung, einem japanischen Staudenmesser, beste Erfahrungen beim Umpflanzen gemacht habe, werde ich mir das bald anschaffen. (Über Manufaktum oder Gartenbedarfversand Ward).


Japanische Staudensichel © Barbara Ehlert 2015 

Diese Sichel ist für den Rückschnitt von fest verwurzelten Pflanzen wie Gräsern, Taglilien und Fette Henne hervorragend geeignet. Der Schnitt geht damit viel schneller als mit einer Gartenschere und schont die Hände der Gärtnerin. Wie schnell schmerzen die Sehnen nach stundenlanger Arbeit mit der Gartenschere…


© Barbara Ehlert 2015 

Beim Rückschnitt von Helleborus-Blättern vom letzten Jahr muss mit der Gartenschere gearbeitet werden. Ein Tipp der Praktikerin: im Herbst kann man Helleborus auch mit der Heckenschere (nicht zu tief) abmähen und sich so eine Menge Arbeit im Frühjahr sparen. Die Blätter legen sich im Winter auf die Seite und sind deshalb anders als bei vielen horstigen Planzen nicht wirklich ein Schutz für die Staude. 
Auch bei früh austreibenden Gräsern (wie z.B. dem Reitgras) und bei Farnen ist der Herbstschnitt mit der Heckenschere zu empfehlen um die Arbeit zu vereinfachen. Ausgewählte Exemplare die zu einem schönen Winterbild des Gartens beitragen sollten jedoch bis zum Frühjahr stehen bleiben. 
Wo Elfenblumen mit frühen Geophyten wie Schneeglöckchen vergesellschaftet sind, ist ein Herbstschnitt sinnvoll.  Die Frühlingsblüher haben häufig schon ausgetrieben bevor man dazu kommt die Elfenblumen zurück zu schneiden und man muss dann sehr vorsichtig vorgehen. Man kann auf den Rückschnitt der Blätter aber auch völlig verzichten wenn einen das alte Laub optisch nicht stört, den Pflanzen schadet das jedenfalls nicht.


© Barbara Ehlert 2015 

Das Farnlaub kommt nicht auf dem Kompost, da sich die Farne sonst später überall im Garten finden - das gilt allerdings nicht für alle Arten. Der zierliche Frauenhaarfarn ist da ungefährlich, er vermehrt sich im Garten durch kleine Ausläufer - eine dankbare Pflanze für die Vergesellschaftung mit Hosta. 
Dabei wird das Thema "was kommt auf den Kompost" angeschnitten - sehr grobes Material (wie Stängel von Astern und vielen anderen Stauden) kommt bei Gerlinde Sachs nicht auf den Kompost, da sie diesen nach etwa einem dreiviertel Jahr verwenden möchte. Das grobe Material braucht unzerkleinert sehr viel länger, und die Arbeit das Schnittgut zu schreddern möchte sie sich sparen.
Ein weiteres Thema an diesem Nachmittag war der richtige Rückschnitt von Sträuchern. Faustregel:
"Wenn der Strauch gut geschnitten ist, sieht man nicht dass er geschnitten ist". Stark wachsende Sträucher wie Hasel, Sommerflieder, Hartriegel, Forsythie und Perückenstrauch vertragen einen radikalen Schnitt, man kann sie sogar alle paar Jahre auf den Stock setzen und sie so verjüngen. Bei langsam wachsenden Sträuchern jedoch gilt, "was versäbelt aussieht ist im Wachstum nachhaltig gestört und oft ganz ruiniert". Überlassen Sie ihre wertvollen Sträucher keinem "Gartenpfleger"…haben Sie schon mal eine radikal geschnittene Magnolie gesehen? Das ist ein Anblick der dem Pflanzenliebhaber Tränen in die Augen treiben kann…und es braucht, wenn es überhaupt gelingt,  viele Jahre und eine kundige Hand ein derart verstümmeltes Exemplar wieder zu einem harmonischen Wuchs zu bringen.
Ein besonderer Liebling von Gerlinde Sachs ist der Tellerschneeball  Viburnum plicatum 'Watanabe', dessen Etagenform sie jedes Jahr vorsichtig herausarbeitet. 
Auch bei den Rispenhortensien geht sie seht gezielt vor. Manche Gärtner  schwören darauf, diese im Frühjahr bis auf 15 Zentimeter zu stutzen - das ergibt lange Neutriebe mit jeweils einer riesigen Blüte an der Spitze. Eine Form, die besonders in Holland sehr beliebt ist. Gerlinde hingegen schneidet die Rispenhortensien so, dass sich eine verzweigte, schöne Strauchform entwickelt. Dafür nimmt sie die kräftigen Triebe bis auf ein oder zwei Augen zur nächsten Verzweigung zurück, schwache Triebe werden entfernt. Bei dieser Methode bleiben die Blüten kleiner, der Strauch wird standfester.


Auch die Katze hilft beim Einkürzen mit © Barbara Ehlert 2015 

Nachdem wir uns noch über langlebige Tulpen, pflegearme b.z.w. "pflegefreie" Stauden (Waldsteinie, Frauenhaarfarn, Elfenblumen, Liorope…) und andere Erfahrungen ausgetauscht haben ist die Sonne verschwunden und es zieht uns heimwärts ins Warme. 


Weiterer Termine der Kehlener Gartengespräche auf der Homepage von Gerlinde Sachs unter Workshops



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